Auf der Suche nach dem Jungen aus Duala
Mittwoch, 14. Mai 2025, 15:00 - 16:00

Dualla Misipo wurde 1901 in Duala geboren, als Kamerun noch unter deutscher Kolonialherrschaft stand. Der dortigen Elite angehörend, besuchte er die kaiserliche Regierungsschule, in der ausschließlich auf Deutsch unterrichtet wurde. Mit zwölf Jahren reiste er in das damalige Deutsche Kaiserreich und kam zu einer Pflegefamilie in Hessen. Sein teilweise autobiografischer Roman Der Junge aus Duala. Ein Regierungsschüler erzählt… ist eines der frühesten Werke in deutscher Sprache, das von einem Schwarzen Autor verfasst wurde. Der Ich-Erzähler beschreibt darin Kindheitserlebnisse in Kamerun ebenso wie die Ankunft und das Aufwachsen in seiner “zweiten Heimat” Deutschland. Mit mehreren selbst gezeichneten Bildern bringt uns der Autor seine Geschichte auch visuell näher.
Der illustrierte Roman konnte lange Zeit nur als maschinengeschriebenes Manuskript in wenigen deutschen Universitätsbibliotheken eingesehen werden. Derzeit stellt der Wikipedia-Artikel die ausführlichste, frei zugängliche Quelle dar: https://de.wikipedia.org/wiki/Der_Junge_aus_Duala
Die Literaturwissenschaftlerin Sandra Folie führt in Leben und Werk des weitgehend vergessenen Autors Dualla Misipo ein. Über die Lesung ausgewählter Textstellen und das Betrachten einiger Zeichnungen aus seinem Roman kommen wir ins Gespräch: etwa darüber, was es hieß, zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Duala eine deutsche Schule zu besuchen, wie es war kurz vor dem Ersten Weltkrieg als Schwarzer Junge in Hessen anzukommen, und sich später in eine weiße deutsche Frau zu verlieben.
Bildnachweis: Klassenfoto Quarta 1914, Herborn, © Geschichtsverein Herborn e.V./Museum Herborn
Die Veranstaltung findet im Rahmen von Erasmus+ statt, Kofinanziert von der Europäischen Union.